Eine für alles: Die neue Bauvorschrift LTF UL 2019

Die neue Bauvorschrift vom 15.01.2019 wird primär unter dem Aspekt der Erhöhung des MTOW auf 600 kg betrachtet. Als logischer Schritt, die UL-Klasse näher zur oder fast schon in die General Aviation zu bringen.

Viele Freunde der 120 kg – Dreiachser haben diese Neuerung daher gar nicht beachtet, „weil uns das nicht betrifft“. Doch das ist zu kurz gegriffen. Die Neufassung könnte aus der 120er-Klasse eine medicalfreie Zone mit anspruchsvollen High-Tech – Geräten für besonders Begüterte machen:

Die neue Bauvorschrift unterscheidet nicht mehr zwischen Ein- und Zweisitzern. Für beide gilt 600 kg MTOW.

Sie unterscheidet nicht zwischen LL und UL: Theoretisch könnte ein Dreiachser mit 600 kg MTOW als LL zugelassen werden, wenn das Leergewicht 120 kg beträgt.

Und das ist keine Theorie: Jedes Dreiachs – LL darf eine auf 83 km/h erhöhte Vmin aufweisen.

Konstruktiv sind also in Zukunft einsitzige Stummel-Flügler mit Laminarprofilen LL-fähig, die bei 100 km/h zu fliegen aufhören, locker eine Vmax von zb. 230 km/h erreichen, mit Klappen unter idealbedingungen eine Vmin von 83 km/h einhalten und dank einer Menge „Kohle“ im doppelten Wortsinn vielleicht ein MTOW von 330 kg ermöglichen (120 kg leer flugfähig mit Minimalausstattung, 30 kg persönliche Ausrüstung, 20 kg Gepäck, 60 kg Sprit, 100 kg Pilot).

Das muss technisch kein Traum bleiben: Eine medicalfreie Mini-Pitts als 120 kg -LL.

Finanziell dürften solche Flieger allerdings in der Liga ab 90 oder 100 TSD Euro angesiedelt sein. Also noch einen Tick teurer als der „Corsair“ von Jörg Hollmann, dafür aber mit spektakulär besseren Flugleistungen. Kurz: Eine LL – Pitts dürfte in greifbare Nähe rücken. Und die wäre – verglichen mit dem Original – trotz dieses Preises ein echtes Schnäppchen.

„Teuer“ oder „angemessen“ ist eben eine Frage des Blickwinkels. Von oben nach unten oder von unten nach oben. Und wenn man die größeren Brüder anschaut, spielt die Musik bei den teuren Geräten am lautesten.

Werden die wirklich leichten und langsamen Einfachflieger zu untoten Wiedergängern auf den Flugplätzen?

Was wurde an Neuentwicklungen in Sachen Einfach-Flieger auf der letzten AERO gezeigt? Wie viele LL – Hersteller haben im nennenswert zweistelligen Bereich Flieger ausgeliefert?

Welcher Zulieferer hat sich die Mühe gemacht, einen standfesten Viertakter Einzylinder anzubieten, der deutlich leichter ist als der inzwischen bewährte B+S (wenn er vom richtigen / bewährten Tuner kommt). SWAN und RELAX tun sich z. B. recht schwer im Markt mit dem Polini 250er Zweitakter.

Bei den LL -Dreiachsern der einfachen Bauweisen und der geringen Geschwindigkeiten ist vielerorts der frühere Schwung einer Stagnation oder gar Resignation gewichen – sehen wir einmal von Roman Weller und seinem Kultflieger „Rebell“ ab. Und dieser Blog, der sich primär dem wirklich leichten Fliegen verschrieben hat, konnte bei diesen Geräten fast nichts Neues vermelden. Dies ist der erste Beitrag nach fast einem halben Jahr. Ich muss mich fragen: Was habe ich verpasst, worüber ich im Interesse der Einfachflieger hätte berichten müssen?

Sind nicht die kleinen Trikes von Natur aus die besseren „wirklich leichten Flieger“?

Mit einer Leergewichtsbegrenzung von 120 kg kann man wunderbare kleine, einsitzige Trikes bauen, denen es an nichts fehlt. Und Sie entsprechen von Natur aus dem begrenzten Geschwindigkeitspotential, das in der Low + Slow- Szene erwünscht ist. Und das alles kann man neu zu Preisen ab 15.000,- Euro erstehen und preiswert zusammengefaltet hangarieren oder heimwärts in den Carport trailern. So wundert es auch nicht, dass trotz des rückläufigen Interesses an großen Trikes die leichten 120 kg – Modelle einen Aufwind verzeichnen können.

Nur die Fläche entfalten und nach dem Flug zusammenfalten – das ist für den Gelegenheits – Genussflieger mit 30 bis 40 h im Jahr zumutbar. Das halbiert die Hangarkosten. Oder spart sie ganz, wenn per Trailer ein Unterstellplatz angefahren werden kann

Doch obwohl ich mit den Trikes nur geliebäugelt und mir – noch keine Trike-Lizenz – wieder einen Dreiachser angeschafft habe, gehören die Trikes in vorderster Linie zur Philosophie dieses Blogs. Und falls ich hier wieder öfter berichten sollte, dann nur im Verbund mit 120 kg -Trikes. Und zwar schwerpunktmäßig, falls die 120er -Klasse den gleichen Weg nimmt wie die großen UL.

Das bedeutet, dass der ganze Blog umgebaut und umgeschrieben werden muss. Wäre toll, wenn sich ein Trike-Pilot fürs Mitgestalten interessieren würde.

Oder was meint Ihr? Lieber stillschweigend einstampfen? Beste Grüße, Mike

18 Gedanken zu „Eine für alles: Die neue Bauvorschrift LTF UL 2019

  1. „… , gehören die Trikes in vorderster Linie zur Philosophie dieses Blogs…“

    Vielen Dank! Ich stimme dem ausdrücklich zu. Seit 2017 bin ich low & slow mit meiner Pixel XC in Norddoitschland unterwegs und habe mich gewundert, warum es da scheinbar keine Community gibt.

    Bin gern zur Mitarbeit bereit.

    • Hallo M.Singmann,
      wo in Norddeutschland bist Du mit Deinem Flugzeug?
      Ich sitze hier in EDHF Itzehoe und würde mir gern mal Dein Trike anschauen und etwas plaudern.
      Danke für eine Antwort,
      mit Gruß, Harald
      T. 0179 666 55 67

  2. Ich fliege seit Jahrzehnten mit Drachen und Paragleitern, seit neustem gerne mit Motor. Der Spass am lokalen Fliegen ist damit hervorragend und preiswert abgedeckt 😉
    Damit längere Strecken zu Reisen ist aber SEHR von Wind- und Thermik abhängig!

    Mit den neusten Bauvorschriften könnten kleinere Flächen für eine höhere Reisegeschwindigkeit entwickelt werden, eine Art Silent-Glider für 150kmh Cruisespeed. Die turmlose Fläche ist dann so klein dass sie zum Hangarieren nicht mehr gefaltet werden muss, auseinanderstecken reicht. Moderne Profile und leistungsstarke Auftriebsverteilungen geben dem Konzept zusätzlich Schub.
    Bleibt „nur“ noch der Antrieb, ein Wankel oder ein B+S sind verfügbar und kräftig genug.

    Das Konzept scheint mir weiteren Aufwand in die Auslegung zu rechtfertigen, was mein ihr?

  3. Leider geht die Novellierung der Bauvorschrift an den Bedürfnissen für die LL Dreiachs Piloten vorbei. Die LL Flieger lassen sich nur mit großem technischen Aufwand bauen (Material und Zeit). Damit geht natürlich der Preis durch die Decke, unbezahlbar für die meisten Normalverdiener. Zuverlässige Viertakter sind weiter die Ausnahme.
    Statt die MTOW und Vmin zu erhöhen, hätte man besser die UL Klasse geteilt – 450Kg – vereinfacht und eine 600Kg Klasse für die Umsteiger aus der E-Klasse.
    Für die LL muss das Leergewicht erhöht werde, sonst werden es Exoten bleiben. Ich denke mit 150Kg Leergewicht kann man schneller, sicher und deutlich günstiger bauen.

  4. Die 120kg reichen für 3achs aus, offene Einfachstgeräte wie die APEV-Chel-Typen wiegen deutlich unter 70kg ohne Motor, in Ganzmetallbauweise!
    Klar sind die 90kmh Cruisespeed nur knapp ausreichend, dafür ist ein Kit in gut 100Std fertig zum Bespannen. Ein Buget von 5`000 € reicht aus. OK, ohne Motor/Instrumente.

    Komplettholzflieger wie die Sourisette oder Volksplane gondeln mit über 120kmh durch die Luft, leider sind vorher 600+Std Bauzeit einzuplanen.

    Amateurbauten mit „ganz wenig“ Kohle wie die MC30 sind absolut reisetauglich mit Low-Echo-Flugleistungen. Die Leistung wird mit einem wesentlich höheren Bauaufwand und Buget erkauft.

    Mir hat die Fliegerei in der offenen Demoichelle enorm Spass gemacht, kommt dem LL-Gedanke sehr nahe.

  5. .. wie wäre es mit dem DAR Solo, vertreten durch Wezel Flugzeugtechnik / Götz Vogel…?
    Nicht zu langsam ( 120km/h Reise, 150 km/h Vne laut Papieren).
    Aber doch ein leicht-langsam-offen-Genussflieger.
    Auch mit Polini 250 Zweitakter. Der hat sich inzwischen wohl in mehreren Anwendungen als solide und zuverlässig erwiesen.
    Das Pixel-120kg-Trike hat ihn übrigens auch.
    Wenn etwas leicht sein muss, passt der Zweitakter, der eigentlich eine genial einfache und leistungsfähige Maschine ist.
    OK, die Abgase ->
    Man könnte ihn auch mit ASPEN-Sprit betreiben, der deutlich weniger „schmutziges“ Abgas erzeugt, gemacht für Motorgeräte, deren Bediener nah am Auspuff sind. Laut Fresh Breeze (Motorschirm-Hersteller) gibt es einige Flieger, die ihre Zweitakter (auch Polini) mit ASPEN laufen lassen, ohne Probleme. Leider extrem teuer, 3-4 EUR / Liter. Aber die Idee hinter 120-kG-Fliegern ist ja eigentlich auch nicht das „stundenlange Geradeaus-Fräsen“ / Strecken „machen“, sondern die genüssliche Feierabend Runde, da sind die Spritkosten nicht so extrem wichtig.
    OK, das Geräusch ->
    Ein kleines UL / LL darf so klingen, find ich OK… :o)

    Carsten

  6. Nabend Fluggemeinde!

    Die Adresse besagt es, „ultraleicht120“, heißt Trikes gehören dazu!
    Ebensowenig wäre die Seite einzustampfen! Denn eigentlich ist die 120kg Kategorie nicht „verloren“.

    Es wird nur diese Platform nicht „richtig“ genutzt!

    Wo bleiben Flugberichte?
    Wie vom SWAN, AEROLITE, DAR SOLO, Corsair, Weller Flugzeuge, SD1…

    Wo bleiben Entwicklungsberichte?
    Wie vom Ultracruiser, Birdy..usw.

    Wo bleiben Berichte von Flugschulen und deren Ausbildung für 120kg?

    Das Problem von mehreren Seiten, nicht nur diese, es fehlt an aktuellen Informationen!
    So verlieren Interessierte die Lust an der 120kg Kategorie.. Es erweckt den Eindruck das „nichts“ passiert.

    Ebenso das rumhacken auf 2 Takt Motoren und die allseitige Belobigung des 4 Takter schafft kein Vertrauen!
    Als Beispiel: Die Aerolite fliegt sehr gut mit dem Polini und hat es vor kurzem geschafft den 250 zuzulassen! Es ist schwer geeignete Motoren mit einem guten Leistungsgewicht zu finden und da sollten die aktuellen 2 Takter nicht „verflucht“ werden, sie haben zu unrecht einen schlechten Ruf.
    Viele „sehr früherer“ Probleme sind dank moderner Motorentechnologie, u.a. Einspritzung, Elektrozündung, passé..

    Also in meinen Augen hat die Seite POTENTIAL, wenn man obere Punkte betrachtet.

  7. Kann Christian nur zustimmen, UL 120 ist nicht verloren.
    Habe gerade meinen 120kg Trike Schein gemacht und mir ein gebrauchtes Thermik Trike für wenig Geld angeschafft.
    Nachdem ich Gleitschirm geflogen bin und das Segelfliegen angefangen hatte, bin ich nach den ersten Flügen jetzt sicher das richtige gemacht zu haben.
    Der zeitliche und finanzielle Aufwand ist mit Familie und ohne alles in Fliegerei zu stecken prima machbar.
    Es erlaubt einen ganz anderen Freiheitsgrad, als andere Arten zu fliegen.
    Auch Sicherheit bietet diese Art Fliegen, z.B.:
    Ein überzogener Anstellwinkel beim Start, die Unfallursache Nr. 1, ist beinahe nur gewollt zu erzeugen. Die Fläche gibt dir Rückmeldung zu ihrem Anstellwinkel.
    Außenlandungen sind bei den Geschwindigkeiten kein Problem, trotzdem hat man viel mehr fliegerische Möglichkeiten als beim Gleitschirm fliegen und niemals Angst dass die Fläche zu Unzeiten einklappt.
    Eine bessere PR und mehr Informationen müssten dringend nachgebessert werden.

  8. Nein bitte nicht einstampfen! Diese Seite hat doch Luftfahrtgeschichte mit geschrieben und muss auch zum Nachschlagen erhalten bleiben! Was habt’s Ihr Deutschen aber auch gut in Eurem schönen Land, dass es immer weiter geht mit den neuen Freiheiten, korrekten Anpassungen an das Flug- und Bau-Recht, den Bedürfnissen und dem Markt. Die Schweiz ist dazu einfach zu klein, und der Motorenlärm bei Flugwetter für eine Je-ka-mi 120 Kg Klasse wäre wohl unerträglich, hätte es doch auch zu viele kaufkräftige Flugfreunde, die den engen Himmel um und zwischen Jura, Alpen, Boden- und Genfersee mit ihren motorisierten leichten Luftsportgeräten gefährlich verstopfen würden. Ohne ein ärztliches Attest ohne fremde Hilfe mit einem Fallschirm oder Hängegleiter lautlos von einem Berg herunterzuschweben, soll ja aber wie gleich über eine Felswand hinunter zu springen, auch mächtig Spass machen. Hingegen in 120 Kg Gerät (lighter than the pilot wäre es in meinem Fall:-) stundenlang wohin (oder bald in Urlaub?) „Strecke fliegen“ und gar in Höhen über die Alpen aufzusteigen, dass der Pilot sogar Sauerstoffzufuhr benötigt, kann sicher durch kein anderes Erlebnis getoppt werden und muss der Gipfel der Gefühle und der Freiheit sein. Ich beneide Sie.

    • Nachtrag zur deutschen 120 Kg lL Fluggeräte Klasse: Herzlichen Glückwunsch aus dem Ausland an die Firma Metalwings GmbH in Sulzbach-Laufen! Ein neuer 120 Kg Super Flieger hat die deutsche Zulassung geschafft! :
      „BREAKING NEWS!!! 09.09.2019
      Die Zulassung in Deutschland ist geschafft!!!!
      Wir haben den ersten Ultracruiser120 in Deutschland zugelassen und erhielten dafür vor kurzem das Eintragungskennzeichen D-MSUC vom DULV e.V..“

      Herzliche Gratulation also zu dem tollen Ganzmetall-Flugzeug! In USA heisst er je nach Gewicht Hummel Bird, Hummel Cruiser oder H5 und fliegt auch bis 200 Kmh! Das wäre genau mein Fliegerchen. Oder natürlich auch aus Kostengründen der „Legal Eagle“ von Leonard Milholand, aus einfachen Plänen, Materiallisten und mit „how to“ videos mitgeliefert in ein paar Monaten für ein paar Tausend Euronen aus selbst zusammen geschnorrtem Material und Eisen Stäben selber zusammengeschweisst auch in XL Version für etwas beleibtere Damen oder Herren noch in der Gewichtslimite baubar.
      Das wäre doch mal noch eine schöne Studenten Aufgabe der Preis/Leistungs-Vernunft, den mit deutschen Übersetzungen der Pläne und Masse zur Zulassung in die europäischen Lüfte zu bringen. Also wenn ich ja 20 Jahre jünger wäre…
      Grüsse.

      • „Eisen *Röhrchen selber zusammenge *lötet“. wäre wohl richtiger, plus etwas Alu und ein Minimax standart Flügel, ein Helcenco 250 4-Takt Motörli mit 120 kg Schub vorne an und huiiii, ab ging die Post:-)

  9. Hallo,
    ich bin auf dem besten Weg, als „Fußgänger“, in die 120kg-Klasse einzusteigen.
    Seiten wie diese sind da sehr hilfreich!

    Ich komme aus Hamburg und habe mich auch schon gewundert, (bisher) noch niemanden aus HH gefunden zu haben, der 120kg oder gar Trike fliegt.
    Aber ich bin auch nich ziemlich am Anfang der Suche.
    Nächstes Jahr wird aber durchgestartet. Die Familie ist schon eingenordnet. 😉

  10. Die UL 120 kg Klasse kann nur dann Durchstarten wenn das
    Motorenproblem gelöst wird und statt 120 kg 150kg den nötigen
    Spielraum geben.

  11. Andreas, ich bin Deiner Meinung! Abgesehen von den Motoren: Ein 120kg-Gerät mit allen Instrumenten auszustatten, ist vom Gewicht her grenzwertig. MIt 150kg Leergewicht wäre das endlich reell! Das betrifft auch Trikes!

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