Schier unglaubliche Endurance in der 120 kg – Klasse: 05:32 h!

Kein Zweifel: Der in den Lufthansa-Farben lackierte „Rebell“ aus Borkenberge ist zu Höherem Berufen. Nicht nur, dass  sein Halter und Pilot wie die Großen auf stundenlange Reisen geht – wenn auch die Strecke über Grund bei dem klassischen „Parasol-Flieger“ im Stil der Zwanziger Jahre etwas bescheidener ausfällt.

Immerhin flog der gut konditionierte Eigner schon mal ganz einfach in einem Rutsch von Borkenberge zu den Nordseeinseln. Und er hat in Rekordzeit mit dem kleinen 30 PS Briggs + Stratton Viertakter rund 200 Flugstunden angesammelt. Doch seine jüngste Aktion lässt jeden, der schon einmal einen 120 kg – Flieger wie den „Rebell“ bewegt hat, mit offenem Mund dastehen: Fliegen, bis der Tank leer ist und die Latte stehenbleibt – was sage und schreibe 5 Stunden und 32 Minuten in Anspruch genommen hat.

Für alle, die nur Flugzeuge kennen, die in Reisekonfiguration ohne großes Zutun des Piloten Ihren Weg machen: Ein „Rebell“ will schon bei geringer Thermik jede Sekunde in allen drei Achsen aktiv geflogen werden. Und an besagtem Tag war starke Thermik. Das heißt: Füße und Hände kommen fünfeinhalb Stunden nicht zur Ruhe. Das geht an die Kondition. Und an die Nerven. Chapeau!

Kurz vor dem Motor-Stillstand: Anzeige unten am Anschlag.

Die Details: Zuerst ein weiter Rundflug über Wesel, Kamp-Lintfort und Grefrath in den Süden, zurück in einem weiten Bogen nach Norden über Borken, dann westlich Münster wieder auf Südkurs zurück nach Borkenberge. Das hat 4 Stunden und 15 Minuten gedauert und war rechnerisch nach bisherigen Verbrauchswerten und nach der Tankanzeige auf der ganz sicheren Seite. Dann Warteschleifen über dem Platz in 2500 Fuß für eine Ziellandung ohne Motor. Doch die ließ noch lange auf sich warten. Erst nach 5 Stunden und 32 Minuten stand die Latte, und der kleine, von den Großen oft als Modellflieger gehänselte Rebell kam nach 5 h 35 min auf dem Transportweg der Segelflieger zum Stehen – genau gezielt gegenüber der nun dringend benötigten Tankstelle.

Auf dem Segelflieger-Rollweg nach der Landung

Die Zahlen: Der auf Wunsch des Halters auf ein Fassungsvermögen von 24,7 Litern ausgelegte Tank fasste nach dem Flug 24,08 Liter. 0,62 Liter waren also nicht ausfliegbar. Der Verbrauch bei diesem Mammut-Flug lag damit bei 4,31 Litern.


Der hartgesottene Eigner / Pilot nach der Landung.

Bei diesen Werten muss der Verfasser an das Gezeter denken, als das Ministerium in der inzwischen gegenstandslosen 120 kg – Bauvorschrift LTF-L das Tankvolumen auf 25 Litern begrenzte. „Gesetzlich verordnetes Sicherheitsrisiko durch zu geringe Endurance“ etc. lauteten die Vorwürfe der selbsternannten Fachleute….

Aber natürlich: Nicht jeder Pilot geht so behutsam und ökonomisch mit dem Gashebel um. Mit seinem Rebell – auf kürzeren Flügen mit höherem Steigfluganteil – hat der Verfasser immer rund 6 Liter verbraucht. Doch auch knapp 4 h Endurance ist rund das Doppelte von dem, was die Mehrzahl der Piloten in solch einem Gerät als ungetrübte Freude am Fliegen zu erleben in der Lage ist.

Um so größer der Applaus für den Hardcore-Fan im blaugelben „Rebell“, der uns anschaulich gezeigt hat, was mit einem kleinen 120 kg -Flieger und limitiertem Tankvolumen alles machbar ist!